Themen­sprechstunde Beckenboden­gesundheit

Viele Menschen und insbesondere Frauen leiden an Störungen der Funktion des Beckenbodens. Dadurch sind oft alltägliche Aktivitäten, Hobbys, die Arbeit, das Sozialleben oder auch die Sexualität eingeschränkt. Die Lebensqualität leidet.

Hier helfen wir, damit unsere Patientinnen ihren Alltag wieder selbstbestimmt gestalten und genießen können.

Worum geht es hier?

Beschwerden in diesem Bereich können ungewollter Urinverlust, Probleme beim Halten des Stuhlganges oder flüssigem/ gasförmigem Darminhalt, Fremdkörper- oder Druckgefühle im Becken oder auch Wundsein und Schmerzen sein. Zudem klagen viele Patientinnen über ständigen Harndrang. Fast alle sexuell aktiven Patientinnen mit derartigen Beschwerden erleben auch negative Auswirkungen auf ihre Sexualität.

Dabei können sowohl anatomische Veränderungen (weiche Bandstrukturen, veränderte Muskelfunktion durch Aus- oder Abriss des Beckenbodens meist vom Schambein, Zustand nach Operationen und/ oder Bestrahlungen), hormonelle Störungen (beispielsweise der Östrogenmangel nach den Wechseljahren) oder auch funktionelle Störungen (zu schwache oder zu starke Spannung und/ oder Muskelkraft im Beckenboden) vorliegen.

Die funktionellen Beschwerden können im Beckenboden selbst oder aber auch in Störungen der Wirbelsäule, der Kreuz-Darmbein-Gelenke (lat. Iliosakralgelenke, kurz ISG) oder auch der Muskeln im Beckenbereich (Iliopsoas, Piriformis) liegen.

Wir erfassen die individuellen Beschwerden sowohl im direkten Gespräch als auch über strukturierte Fragebögen. Auf diese Weise können wir diese optimal erfassen und im Verlauf der Behandlung auch überwachen.

Welche Behandlungsmethoden gibt es?

Ebenso vielfältig wie die Beschwerden sind die Therapiemöglichkeiten. Wir bieten in unserer Praxis fast alle konservativen (also „nicht-operativen“) Behandlungsoptionen an:

Die Grundvoraussetzung für viele der nachfolgenden Therapien ist eine regelmäßige Pflege sowohl der Haut im äußeren Genitalbereich (Vulvalippen, Scheidenvorhof, Damm, Po) als auch der inneren Scheidenhaut. Dabei werden äußerlich fettige Salben – mehrmals wöchentlich bis mehrmals täglich – angewandt. Innerlich gibt es nicht-hormonelle und hormonelle Pflegeprodukte und Arzneimittel.

Die Auswahl ist abhängig von Beschwerden, Hautbild, Verträglichkeit, Erfahrungen mit einzelnen Produkten in der Vergangenheit und der geplanten Behandlungsmethode.

Vielen Frauen hilft die Behandlung mit Vaginaltampons. Dabei handelt es sich nicht um saugende Hilfsmittel. Vielmehr stabilisieren die Tampons die Harnröhre und den sogenannten Blasenhals. Dadurch kann dieser die Blase besser verschließen.

Vaginaltampons sind insbesondere dann geeignet, wenn eine Inkontinenz nur in bestimmten Situationen auftritt, beispielsweise beim Sport, beim Husten, bei körperlicher Anstrengung.

Als Einmalartikel werden sie bei Bedarf durch die Patientin selbst angewandt.

Für die Behandlung des Beckenbodens steht eine Vielzahl unterschiedlicher dauerhaft anwendbarer Hilfsmittel zur Verfügung. Diese nennt man Pessare.

Dabei gibt es unzählige Formen und Größen. Grundsätzlich können alle Formen in mindestens fünf teils über zehn verschiedenen Größen bestellt werden.

Die Anpassung erfolgt – ähnlich dem Anprobieren von Schuhen – in der Praxis. So kann das im Einzelfall passende Pessar für die Patientin bestellt werden. Auf diese Weise erreichen wir eine optimal auf die individuellen Wünsche angepasste Therapie.

Zur Auswahl stehen (exemplarisch): Würfelpessar, Ringpessar, Schalenpessar, Siebschalenpessar, Gellhorn-Pessar, Keulenpessar, Urethralpessar, Urethraschalenpessar, Ovales Pessar, Hodge-Pessar, Donut-Pessar

Die Voraussetzung für die Anwendung aller Pessare mit Ausnahme des Würfelpessars ist eine hinreichende Auflagefläche auf dem Beckenboden.

Frau sitzt auf EMSella

Bei der HIFEM-Behandlung mit dem EMSELLA®-Behandlungsstuhl kommt es durch eine sehr hohe Anzahl (ca. 11000) an Muskelkontraktionen unter der Behandlung zum sehr raschen Aufbau von Beckenbodenmuskulatur. Dabei nimmt sowohl die Dicke als auch die Kraft der Muskeln des Beckenbodens zu.

In den meisten Fällen geben die Patientinnen schon unter der Behandlung ein Nachlassen ihrer Symptome wie Urinverlust oder Stuhlinkontinenz an.

Wir begleiten die Behandlung durch das Erfassen der Beschwerden vor, während und nach der Behandlung durch einen strukturierten Fragebogen. So haben Sie den Behandlungserfolg stets im Blick.

Die beiden häufigsten Formen der Harninkontinenz sind die Belastungsinkontinenz und die überaktive Blase mit Urinverlust (früher „Dranginkontinenz“).
Beide Formen können auch medikamentös behandelt werden. Dabei stellt bei überaktiver Blase die medikamentöse Therapie die wichtigste Therapieform dar.
Während die Arzneimittel bei Belastungsharninkontinenz den Blasenverschluss verbessern, vermindern die Arzneimittel bei der überaktiven Harnblase deren Kontraktionen. Dafür werden sowohl systemisch wirksame Arzneimittel als Tabletten, Kapseln oder Pflaster als auch lokale Therapien wie die Anwendung von Botulinumtoxin (Botox(R)) in die Blasenwand angewandt.

Eine physiotherapeutische Behandlung kann für Patientinnen sinnvoll sein, die zwar ihren Beckenboden grundsätzlich anspannen können, denen aber die Kontrolle oder Kraft fehlt. Auch bei überaktivem Beckenboden kann eine solche Behandlung helfen.

Voraussetzung ist eine gewisse aktivierbare „Muskelmasse“. Fehlt diese, sollte zunächst eine Magnetstimulation oder eine elektrische Muskelstimulation erfolgen.

Bei der elektrischen Muskelstimulation werden durch spezielle Elektroden auf der Haut und in der Scheide elektrische Ströme durch die Muskulatur am Beckenboden geleitet. Dadurch kommt es zu Kontraktionen und zum Muskelaufbau.

Einzelne Geräte bieten neben der Stimulation auch die Möglichkeit, den Erfolg von eigenen Muskelanspannungen darzustellen (Biofeedback). Dann gibt es ein Geräusch, einen Ton oder ein Lichtsignal, was die korrekte Anspannung anzeigt.

Die Lasertherapie wird eingesetzt, wenn eine Störung der Durchblutung und/ oder Elastizität der Scheidenhaut für die Beschwerden (mit)verantwortlich ist. Dabei wird ein Rotlichtlaser eingesetzt, der einen erwärmenden Effekt im Gewebe entfaltet.

Durch wenige Sitzungen kann ein bis zu einjähriger Effekt erzielt werden. Bei nachlassendem Effekt sind Auffrischungen der Behandlung möglich und sinnvoll.

Der Effekt auf das Gewebe ist mit der Wirkung einer lokalen Östrogenanwendung vergleichbar. Daher bietet sich eine Laserbehandlung besonders bei Patientinnen an, die eine lokale Östrogenisierung nicht gut vertragen oder aufgrund von beispielweise Tumorerkrankungen keine lokale Östrogenbehandlung wünschen oder durchführen dürfen.

Viele Formen der Senkung können so behandelt werden, dass die Patientinnen keine Beschwerden haben.

Auch die verschiedenen Formen der Inkontinenz können meist erfolgreich ohne Operation behandelt werden.

In Einzelfällen sind die Beschwerden so ausgeprägt, dass eine Operation besser helfen kann als nicht-operative Maßnahmen. In diesen Fällen beraten wir Sie gerne auch zu Chancen und Risiken operativer Therapieverfahren.

Herr Neimann hat während seiner klinischen Einsatzzeiten alle operativen Behandlungsmethoden kennengelernt. Daher ist eine umfassende Beratung gewährleistet.

Unter „Biofeedback“ verstehen wir Methoden, die der Patientin eine Rückmeldung (Feedback) über ihre biologische Muskelfunktion geben.

Wir setzen Biofeedback sowohl bei Erstuntersuchungen im Rahmen unserer Plus- und Premium-Beckenboden-Untersuchungen als auch bei Einschluss- und Abschlussuntersuchungen vor und nach der Behandlung mit dem EMSella ein.

Grundsätzlich ist ein Biofeedback sowohl klinisch (Tastuntersuchung, Selbstuntersuchung), sonographisch (also durch Ultraschall) oder durch andere technische Messungen (Strom- oder Kraftmessung) möglich.

Wenn im Einzelfall alle Voraussetzungen für ein erfolgreiches Eigenübungsprogramm vorliegen, setzen wir auch Biofeedback-Geräte für den Heimgebrauch ein. Diese können mit einem Smartphone oder Tablet gekoppelt werden, um die Aktivität des Beckenbodens visuell darzustellen.

Zur Behandlung der überaktiven Blase gibt es verschiedene Stimulationsverfahren des Nervensystems, bei dem über elektrische Impulse an bestimmten Nerven (beispielsweise am Unterschenkel) stimuliert werden. Dadurch wird der erregende Impuls auf die Harnblase, der zu deren Überaktivität führt, reduziert; die Beschwerden bessern sich.

Wenn eine solche Therapie gut funktioniert, werden im Einzelfall auch implantierbare Schrittmacher als dauerhafte Versorgung eingesetzt. Diese werden dann in spezialisierten Kliniken in einer kleinen Operation implantiert.

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